Das macht mich aus:

Als Texterin mache ich Kulturen verständlich, als Designerin mit Mode sicht- und tragbar. An den Stellen, wo sich unterschiedliche Lebensstile offen begegnen und womöglich verbinden, entsteht die Chance auf innere und äußere Veränderung – das ist für mich Sinn!

Tanja Diallo

Kreative Leidenschaft:

+40 Jahre Nähpraxis (Schnittentwicklung, 2D und Draping), Kollektionsdesign

Persönliche Erfahrungen:

+30 Jahre Leben in einer afro-europäischen Verbindung mit zwei wunderbaren Töchtern

Beruf:

+25 Jahre Redakteurin und Kommunikationsberaterin (PR, Marketing, Event, Kampagnen, Strategie)

Ausbildungen:

  • Studium Anglistik, Romanistik, Betriebswirtschaftslehre
  • Journalistin in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
  • Fitness-Trainerin

Ethnische Mode nach Euren Wünschen und Maßen

Die Farbenpracht der Kleidung der afrikanischen Kulturen, die Vielfalt der Stoffe und Texturen inspirieren mich zu einzigartigen Modellen. Die unterschiedlichen Prozessschritte vom Baumwollanbau über das Spinnen der Fäden, das Weben, Färben oder Batiken bestimmen Design und Schnittführung und sie erzählen ganz besondere Slow Fashion-Geschichten.  Diese „tissue tales“ – tissue ist englisch und französisch für Gewebe oder Stoff, tales steht im Englischen für Geschichten oder Erzählungen – verbinde ich mit Euren Vorstellungen von Ästhetik zu maßgeschneiderten Unikaten. Den Maßschnitt habe ich in seinen unterschiedlichen Ausprägungen in Westafrika kennen- und schätzen gelernt. Mit einfachsten Mitteln werden dort passgenaue Modelle mit Maßen und einem Foto aus einem Modemagazin oder dem Internet geschneidert. Dieses Produktionskonzept ist der Kern des Labels Diallo tissue tales: Maßgeschneiderte Einzelstücke aus afrikanischen Stoffen mit ästhetischem Anspruch und in hoher Qualität. Da ich die fertigen Modelle im Dialog mit Euch entwickle, seid Ihr in den Entstehungsprozess Eures neuen Kleidungsstücks ganz persönlich involviert.

Nähen als Überlebensstrategie

Meine Oma Hilde musste 1945 mit vier Kindern und einem Bollerwagen aus ihrer Heimat Erfurt fliehen. Im Lager Friedland starb ihr jüngster Sohn mit nur eineinhalb Jahren tragischerweise an Hirnhautentzündung. Die traumatisierte Familie fand in der Nähe von Hannover eine neue Heimat und lebte von dem, was Hilde auf einem Kartoffelacker fand und gegen Lebensmittel eintauschen konnte. Und sie nähte natürlich auch die Kleidung für die ganze Familie, da es keine zu kaufen gab. Ich erinnere mich, dass meine Mutter später für mich gerne ihre selbst geschneiderten Kleider in meiner Kindergröße nachnähte. Wenn wir im Partner-Look das Haus verließen, machte mich das sehr stolz und glücklich!

Mode Upcycling in den achtziger Jahren

Als Jugendliche fing ich an, mir die Nähmaschine zu erobern. Um das Taschengeldbudget nicht zu strapazieren, nahm ich alte Bettlaken, färbte sie ein, und machte erste Erfahrungen mit dem Batiken – sehr zum Ärger meiner Mutter, da die  Waschmaschine die Farbe ungewollt an die Familienwäsche abgab. Ich nähte Röcke, Hosen und schließlich auch mein Kleid für den Schulabschlussball. Meine erste Lederjacke entstand aus den Resten eines Couchbezugs. Da die Nähmaschine vor dem dicken Leder kapitulierte, stanzte ich mit der Lochzange mehrere Hundert Löcher, bis ich Blasen an den Händen hatte, und verband alle Schnitteile mit Lederband zu einer einzigartigen, überall bewunderten Kreation. Als Autodidaktin arbeitete ich zunächst mit fertigen Schnitten. Heute gehören eigene Schnittentwicklung, Draping, Maßschnitt und Entwurf zu meinem Repertoire.

Nach meinem Abitur wollte ich unbedingt beruflich im Modebereich mit einer Schneiderlehre durchstarten. Leider hatte mein Vater andere Pläne und drängte mich zu einer akademischen Laufbahn, die er für aussichtsreicher und standesgemäßer hielt. Während meines Anglistik- und Romanistik-Studiums entdeckte ich mein Talent für Sprachen, das Interesse  für  Kulturen und entwickelte mit dem Pflichtfach Betriebswirtschaftslehre meine unternehmerischen Fähigkeiten. Und ich lernte meinen späteren Ehemann und sein Heimatland Burkina Faso kennen und lieben!

Multikulturelles Für und Wider

Auf unseren vielen Reisen nach Burkina Faso, das bedeutet übersetzt „Das Land der Unbestechlichen“, wurde ich so freundlich, herzlich und ohne Vorurteile von der Familie meine Mannes aufgenommen, dass es mich zunächst sehr beschämte. Aus Europa war ich leider Anderes gewohnt: Nach unserer Hochzeit erfuhren mein Mann und ich vor allem von meinem Vater Ablehnung. Ich hatte bis zur Geburt unserer Kinder acht Jahre fast keinen Kontakt zu meinen Eltern. So erfuhr ich einerseits, welches Leid entstehen kann, wenn verschiedene Parteien verschlossen und mit Vorurteilen behaftet in ihrer bekannten kulturellen Komfortzone ausharren. Aber auch, welche Freude und wertvolle Verbindungen durch Offenheit und Neugier zwischen Kulturen entstehen können. Ich bin sehr stolz auf meine beiden wunderbaren Töchter, die inzwischen ihre Wege mit afrikanischen und europäischen Wurzeln in der Welt finden.

Lac du Tingréla, Burkina Faso 2001.

In Burkina Faso und der Elfenbeinküste traf ich auf sehr warmherzige Menschen und eine große Offenheit gegenüber unterschiedlichen Kulturen und Religionen: In Burkina Faso herrscht der islamische Glaube vor, Christen bilden eine Minderheit. Vom Miteinander der Konfessionen dort können wir auf der Nordhalbkugel einiges lernen. Ob zu Weihnachten oder zu Tabaski (Opferfest), Moslem:innen und Christ:innen laden sich gerne gegenseitig zu ihren Festen ein und feiern gemeinsam.

Kurz, in den vergangenen 30 Jahren habe ich die Kultur und die Menschen in Burkina Faso, der Elfenbeinküste, Benin und Senegal ein stückweit kennenlernen dürfen. Heute verweben sich unschätzbar wertvolle Erlebnisse und Begegnungen mit meinen Erfahrungen zum Herzensprojekt „Diallo tissue tales“. Ich freue mich, wenn Ihr ausprobiert, wie sich maßgeschneiderte Kultur auf Eurer Haut anfühlt!